Sechs Höhlen auf der Schwäbischen Alb sind jetzt auch Unesco-Welterbe. In den Eiszeithöhlen haben Archäologen die ältesten mobilen Figuren und Musikinstrumente der Menschheit gefunden. Rund 40.000 Jahre ist die Eiszeitkunst alt, die heute im Ulmer Museum, im Archäopark Vorgelherd Niederstotzingen sowie im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren zu sehen ist. Die Eiszeithöhlen in Baden-Württemberg sind die einzige deutsche Stätte, die 2017 neu in die Liste der Unesco-Welterbe aufgenommen wurde. Damit steigt die Zahl der Welterbestätten in der Bundesrepublik auf 42.
Über 50 Figuren aus der Eiszeit
Über 50 mobile Kunstwerke wurden im 19. und 20. Jahrhundert in den sechs Eiszeithöhlen gefunden, die nun zum schützenwerten Welterbe gehören. Darunter sind vor allem Darstellungen von Fauna, Mensch und Tier. Die zwischen 35.000 und 43.000 Jahre alten Figuren wurden meist aus Elfenbein geschnitzt, manche auch aus Knochen.
Am Bekanntesten sind der Löwenmensch aus dem Hohlenstein-Stadel, die Frauenfigur der Venus vom Hohle Fels sowie das Elfenbein-Mammut von der Vogelherdhöhle. Aber auch Abbildungen von Wisent, Pferd, Höhlenbär, Wasservogel, Fisch oder Igel sind unter den meist nur vier bis sechs Zentimeter großen Kunstwerken. Außerdem wurden acht Flöten in den Höhlen gefunden. Sie alle zeigen die Entstehung des modernen menschlichen Geistes, der sich damals beginnt mit Kunst, Symbolen und Musik zu beschäftigen.
Sechs Höhlen in zwei Tälern
Die Höhlenfundstellen liegen alle unweit von Ulm in zwei Tälern: Dem Achtal 15 Kilometer westlich der Stadt und im Lonetal etwa 20 Kilometer nordöstlich. Im Achtal befinden sich die Höhlen Hohle Fels (bei Schelklingen), Geißenklösterle und Sirgenstein (beide bei Blaubeuren), im Lonetal die Höhlen Bockstein (bei Rammingen), Hohlenstein (bei Asselfingen) und Vogelherd (bei Niederstotzingen). Sie stehen nun auf einer Stufe mit großen Welterbestätten wie die Pyramiden von Gizeh in Ägpyten, der Großen Mauer in China oder Machu Piccu in Peru.
Einen Teil der Höhlen kannst du jederzeit besichtigen. Besonders gut ist dies im Archäopark in Niederstotzingen möglich. Dort befindet sich die Vogelherdhöhle mit ihren drei Eingängen. Sie wurde 1931 entdeckt und ist heute in ein großen Informationszentrum rund um das Thema Eiszeit eingebettet. In der Schatzkammer des Archäoparks siehst du unter anderem das bekannte Elfenbein-Mammut.
Museen in Ulm und Blaubeuren
Neben der Präsentation der sechs Höhlen, die mit dem Erhalt des Welterbetitels im Juli 2017 nun noch deutlich ausgebaut werden soll, spielen auch zwei Museen eine sehr wichtige Rolle. Im Ulmer Museum befindet sich der im Lonetal gefundene Löwenmensch aus Elfenbein, der mit seinen Ausnahmegröße von 31 Zentimetern alle anderen mobilen Eiszeitfiguren deutlich überragt.
Ganz dem Thema der Eiszeit gewidmet ist das Urgeschichtliche Museum in Blaubeuren. Ein ganzer Raum ist dort beispielsweise der Venus-Figur vom Hohle Fels gewidmet. Aber auch drei der gefundenen Flöten sind zu sehen, die als ältestes Musikinstrument der Welt gelten. Neben zahlreichen weiteren Fundstücke aus der Eiszeit bekommen Besuch in Blaubeuren auch Einblicke in die Auswertung und Interpretation von Funden.