Nicht nur für Gruselfans kann sich ein Ausflug zu einem Friedhof lohnen. Ja, wir meinen das völlig ernst - schließlich handelt es sich bei Friedhöfen häufig um historische Anlagen mit reicher Geschichte, idyllischer Parkgestaltung und nicht zuletzt – nunja – dem ein oder anderen berühmten „Bewohner“. Wir stellen euch einige der berühmtesten Friedhöfe Europas mal näher vor.
Friedhof Ohlsdorf, Hamburg
Der Friedhof Ohlsdorf ist mit 389 Hektar Fläche die größte Grünanlage Hamburgs und zudem der größte Parkfriedhof der Welt. Rund 450 Laub- und Nadelgehölzer sowie von Wasservögeln bewohnte Teiche und Bäche laden hier zur (letzten) Ruhe und Entspannung ein. Charakteristisch ist auch das Straßennetz: Die Wege verlaufen in exakter Ost-West- bzw. Nord-Süd-Richtung durch den Friedhof, sodass sich schachbrettartige Parzellen ergeben. Besonders lohnenswert ist der Besuch der Anlage zur Rhododendronblüte im Juni. Zur Anlage gehört zudem ein eigenes Museum mit Plänen, Dokumenten und Zeichnungen aus 130 Jahren Friedhofsgeschichte. Ihre letzte Ruhestätte gefunden haben in Ohlsdorf unter anderem Heinz Erhardt, Roger Cicero und Helmut Schmidt.
Zentralfriedhof, Wien
„Es lebe der Zentralfriedhof!“ – So besang in den 1970ern Wolfgang Ambros die berühmte Ruhestätte in Wien, die mit einer Fläche von fast 2,5 Quadratkilometern zu den größten Europas zählt. Wegen der vielen Ehrengräber, darunter beispielsweise das von Ludwig van Beethoven, Udo Jürgens oder Falco, der sehenswerten Jugendstil-Bauwerke sowie des weitläufigen Areals gehört der Wiener Zentralfriedhof zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Daher kannst du das Areal auch bei diversen Führungen kennenlernen, die sich mit den Ehrengräbern, der Wiener Medizingeschichte oder Kriminalfällen beschäftigen. Besonders Hartgesottene können eine Führung bei Dämmerung buchen, bei der die Totenleuchten den Friedhof in besonders schaurige Stimmung versetzen.
Museumsfriedhof Kramsach, Tirol
"Hier liegt mein Weib Gott seis gedankt, oft hat sie mit mir gezankt. O lieber Wanderer geh gleich fort von hier, sonst steht sie auf und zankt mit Dir." - Weniger gruselig, sondern eher skurril ist der Museumsfriedhof in Kramsach im Tiroler Alpbachtal. Tatsächlich liegen hier nämlich gar keine Toten begraben. Das auch als „Lustiger Friedhof“ bekannte Areal umfasst über 100 Grabkreuze aus dem Alpenraum mit teils recht kuriosen Inschriften und ist damit die größte Sammlung dieser Art weltweit. "Ins Leben gerufen" wurde das Projekt von Kunstschmied und Steinmetz Hans Guggenberger, der das Lachen auf seinem Friedhof ausdrücklich erlaubt. Mit 200.000 Besuchern jährlich ist der Friedhof Kramsach sogar das meistbesuchte Museum in Tirol! Der Zutritt zum Museumsfriedhof ist frei, jedoch freut sich der leitende Museumsverein über eine Spende im Opferstock der kleinen Kapelle.
Père Lachaise, Paris
Nicht nur der größte Friedhof der französischen Hauptstadt Paris sondern auch der wohl berühmteste weltweit ist Père Lachaise im 20. Arrondissement der Stadt. 1804 wurde Père Lachaise als erster Parkfriedhof der Welt angelegt und gehört bis heute mit rund zwei Millionen Besuchern jährlich zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Paris. Viele berühmte Persönlichkeiten fanden hier ihre letzte Ruhestätte, darunter beispielsweise Frederic Chopin, Jim Morrison oder Oscar Wilde. An der „Mur de Fédérés“, der Mauer der Föderierten, die sich im südlichen Bereich des Friedhofs befindet, wurden im Mai 1871 fast 150 Mitglieder der Pariser Kommune hingerichtet und in einem Massengrab beerdigt. Begräbnisse finden in Père Lachaise übrigens noch heute statt: Wer hier ein Plätzchen haben möchte, muss einen dauerhaften Wohnsitz in Paris haben und einige andere Kriterien erfüllen. Die Warteliste ist allerdings ziemlich lang.
Protestantischer Friedhof, Rom
Manche beschreiben ihn gar als den schönsten Friedhof, den sie je gesehen haben – den Protestantischen Friedhof in Rom. Der „Cimitero acattolico“ liegt im Viertel Testaccio und ist mit Sicherheit einer der romantischsten Orte der ganzen Stadt. Unter schattigen Pinienhainen und von Marmor-Engeln flankiert liegen auf dem 300 Jahre alten „Friedhof der Nicht-Katholiken“ vor allem Exilanten des schottisch-englischen Königshauses der Stuarts begraben. Aber auch Goethes Sohn August wurde hier 1830 bestattet, ebenso wie der englische Dichter John Keats. Eine weitere Besonderheit des römischen Friedhofs sind die zahlreichen Katzen, die hier zwischen den Gräbern leben und regelmäßig von Tierfreunden mit Futter versorgt werden. Der Friedhof ist frei zugänglich.
Highgate Cemetery, London
Highgate Cemetery wurde 1839 im Londoner Stadtbezirk Camden eröffnet. Der westliche Teil des Friedhofs beherbergt zahlreiche Mausoleen sowie große Katakomben. Das gesamte Areal gehört als Parkanlage zum English Heritage, dem Register der staatlichen Denkmalpflege. Beerdigt wurde hier unter anderem der 1883 verstorbene Karl Marx, dessen Grabmal unter anderem Auszüge aus seinem Kommunistischen Manifest zieren. Sein Grab befindet sich im östlichen Teil des Friedhofs und ist frei zugänglich. Der westliche Teil dagegen kann nur in Form einer Führung besichtigt werden. Auf der rund 70-minütigen Tour siehst du unter anderem die Egyptian Avenue, einen Bereich der architektonisch dem alten Ägypten nachempfunden ist, den Circle of Lebanon, in dessen Zentrum sich ein historischer Zedernbaum befindet, oder die Terrace Catacoms, einer Katakombe für über 800 Verstorbene.
Friedhof von Whitby, England
Jetzt wird’s richtig gruselig! Der Friedhof der historischen Hafenstadt Whitby, an der Nordseeküste der englischen Grafschaft Yorkshire, soll die Vorlage für Bram Stokers Dracula gewesen sein. Stoker, der eine Weile in Whitby lebte, konnte angeblich von seinem Schreibtisch aus auf die St. Mary’s Church und den angrenzenden Friedhof sehen und ließ sich von den Fledermäusen inspirieren, die um den Kirchturm herumflogen. Tausende Fans des berühmten Vampir-Fürsten pilgern jährlich zum Friedhof, der sich auf einer Klippe direkt am Meer befindet und dadurch ohnehin schon über eine besonders düstere Atmosphäre verfügt. Und damit nicht genug: 2013 wurden hier durch einen Erdrutsch verbunden mit starken Regenfällen jahrhundertealte Knochen freigelegt – Horrorfaktor Level 1000!
Übersicht: Die interessantesten Friedhöfe in Europa
Name | Ort | Besonderheiten |
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Friedhof Ohlsdorf | Hamburg, Deutschland |
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Zentralfriedhof | Wien, Österreich |
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Museumsfriedhof | Kramsach, Österreich |
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Père Lachaise | Paris, Frankreich |
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Protestantischer Friedhof | Rom, Italien |
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Highgate Cemetery | London, UK |
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Friedhof Whitby | Whitby, UK |
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