Kulinarisches Colorado
Wir verlassen Aspen und machen uns auf nach Crested Butte. Unsere Route führt uns über den Kebler Pass. Auch wenn die Straße nicht geteert ist und damit nicht den höchsten Fahrkomfort bietet, macht die Aussicht dies allemal wett. Gerade im Herbst diese Strecke auszulassen, wäre ein großer Fehler. Schließlich geht es hier durch den größten Aspen Hain der USA, der ein einziger Organismus ist: Aspen sind durch ein gemeinsames Wurzelwerk miteinander verbunden und teilen sich damit die gleiche DNA. Entlang des Passes gibt es auch einige Wanderpfade. So stoppen wir am Cliff Creek Trailhead, um uns auf den gleichnamigen Weg aufzumachen. Die Leute, die uns entgegen kommen, lassen es jedoch schon erahnen: Es wird matschig! So schaffen wir es auch nicht bis zum Fluss und brechen die Wanderung frühzeitig ab, denn in den höheren Lagen liegt zu viel Schnee.
Nach weiteren 20 Kilometern erreichen wir Crested Butte, das seinen Namen von dem ikonischen Berg bekommen hat, der über dem Tal thront. Untergebracht sind wir in Mount Crested Butte, das direkt am Berg liegt. Das historische Crested Butte liegt hingegen im Talkessel. Hier reihen sich alte viktorianische Häuser aneinander, die mit ihren bunten Fassaden eine einladende Atmosphäre schaffen. Dass bei unserem Besuch nicht nur die Häuser bunt sind, sondern auch die Straße blau angemalt, ist hingegen eher ungewollt. Sie wurde für ein Event der Brauerei Budlight vor einem Monat eingefärbt, was sich seitdem hartnäckig hält. Die viele Farbe ist dabei durchaus passend: Crested Butte ist eine Künstlerstadt. Und so finden sich in den vielen alten Häusern zahlreiche Galerien. Im Sommer hätten wir hier nicht nur farbige Häuser erlebt. Dann verwandeln sich die Wiesen rund um die Stadt nämlich in ein buntes Blumenmeer. Crested Butte wird daher auch „Wildflower Capital“ genannt. Die Vielfalt der hüfthohen Pflanzen ist so beeindruckend, dass sie regelmäßig gefragt werden, ob sie die Blumen selbst anpflanzen, wie uns Pamela Loughman vom Tourismusverband erzählt. „Sie sind aber alle natürlich gewachsen“, versichert sie lachend. Darüberhinaus ist Crested Butte bei Mountainbikern beliebt, die dann die Trails des Evolution Bike Parks erkunden. Inzwischen wurde die Sommersaison soweit verlängert, dass kaum Zeit für die Vorbereitungen für den Winter bleibt, wenn die Hänge von Skifahrern erobert wird.
In Crested Butte wird die Natur aber nicht nur zum Sport genutzt. Hier – wie im übrigen Colorado – wird das Konzept von „Farm to Table“ immer beliebter. Restaurants setzen auf regionale Produkte – ebenso wie die Bewohner im Alltag. Davon können wir uns am nächsten Tag selbst überzeugen, während wir Downtown erkunden. Es ist Sonntag und das heißt bis Ende Oktober: Farmer’s Market! Stände mit Obst und Gemüse aus der Region reihen sich neben Backwaren – und der Duft von Holzofenpizza strömt über die Elk Avenue, die gut besucht ist. Regionale Produkte landen hier aber abgesehen vom Tisch auch im Glas. Denn hier wird in Handarbeit der vielfach ausgezeichnete Montanya Rum hergestellt – nur mit Wasser, das im Gebirge entspringt, Hefe, Zuckerrohr und einer Spur von Honig aus den Bergen Colorados. Die Destillerie ist eine der wenigen in den USA, die einer Frau gehört.
Weitere Teile unsere Trips durch Colorado:
Teil 1 - Boulder: Zwischen Hochgebirge und Steppenlandschaft
Teil 2 - Aspen: Umgeben von Viertausendern
Teil 3 - Crested Butte: Kulinarisches Colorado
Teil 4 - Telluride: Reise in die Vergangenheit
Teil 5 - Gateway: Der rote Sandstein
Teil 6 - Grand Junction: Eine Badewanne in der Wildnis
Teil 7 - Denver: Ein blauer Bär und ein Glas Zimtbier zum Abschied