Inhalt
Beschreibung
Ein Ausflug in die österreichische Gemeinde Scharnitz lohnt sich allemal. Denn hier trifft man auf deutsch-österreichische Geschichte. Am Rande zum hinteren Schwarzenwald erstreckt sich die Ruine der ehemals imposanten Grenzfeste Porta Claudia, zwischen Tirol und Bayern. Ihre sechs Meter hohen Mauern lassen uns nur erahnen, wie gewaltig die Feste einmal gewesen ist. Heute kann man noch die Überreste der zerfallenen Vorwerke, der gewaltigen Gewölbe, sowie den Wassergraben und die Wälle bewundern.
Wenige Minuten vom Ortskern entfernt
Die Ruine erreicht man fußläufig vom Informationsbüro in Scharnitz innerhalb zehn Minuten. Folgt man der Innsbruckerstraße 750 Meter in Richtung Nordosten und überquert dann den Schanzenweg, hat man sein Ziel auch schon erreicht.
Entstehung und Geschichte
Während des 30-jährigen Krieges (1618 – 1648) erwirkte die Innsbrucker Regierung die Erlaubnis, auf dem Grund und Boden des Hochstiftes Freising in der Talenge von Scharnitz eine Befestigungsanlage zu errichten. Sie wurde zwischen 1632 und 1634 erbaut.
Anlässlich der feierlichen Einweihung der gewaltigen Talsperre erhielt diese den Namen der persönlich anwesenden Landesfürstin Claudia de´ Medici.
Gleichzeitig wurde auch in der Leutasch am Ende des Tales die so genannte „Schanz“ als Grenzbefestigung angelegt. Die Porta Claudia wurde im Dreißigjährigen Krieg nicht angegriffen, dennoch ließ man sie um 1670 nach den Plänen von Christoph Gumpp weiter ausbauen.
Im Zuge des „Boarischen Rummels“ 1703 gelang es dem Kurfürsten Max Emanuel II. überfallsartig die Porta Claudia zu besetzen. Als die baeyrische Besatzung das Pulvermagazin sprengte, hatte dies große Zerstörungen zur Folge, die jedoch bald danach wieder behoben wurden.
Als Goethe auf seiner Italienreise 1786 hier vorbeikam, notierte er: “Bei Scharnitz kommt man ins Tirol. Die Grenze ist mit einem Wall geschlossen, der das Tal verriegelt und sich an die Berge anschließt. Es sieht gut aus. Auf der einen Seite ist der Felsen befestigt, an der anderen steigt er senkrecht in die Höhe“.
Während der Napoleonischen Kriege rückte 1805 der französische Marschall Ney von Mittenwald kommend mit einer 13.000 Mann starken Truppe gegen die „Schanzen“ in der Leutasch und gegen die Porta Claudia vor. Diese war mit 12 Kanonen bestückt und wurde von nur 700 Mann Linientruppen verteidigt. Zunächst konnten alle Angriffe abgewehrt werden. Jede Übergabeaufforderung wurde vom Festungskommandanten abgelehnt. Erst als es den Franzosen unter der Führung ortskundiger bayerischer Förster gelang, die Festung zu umgehen, war das Schicksal der Porta Claudia besiegelt. Die österreichische Besatzung geriet in Gefangenschaft, die Franzosen hatten 1800 Tote und Verwundete zu beklagen. 1809 war die Festung abwechselnd in Händen der Tiroler, Franzosen und Bayern.
Als Tirol zu Bayern kam, wurde sie mit gewaltigen Sprengstoffmengen, die mehr als 12.000 Gulden verschlangen, weitgehend geschleift. Trotzdem sind von der ehemaligen ausgedehnten Wehranlage zu beiden Seiten der Isar nördlich von Scharnitz noch immer einige bis zu 6 m hohe Steinmauerreste erhalten geblieben. In der ehemaligen Kaserne der Porta Claudia war bis 1957 das Zollamt untergebracht. Auch beachtliche Reste der „Leutascher Schanz“ sind heute noch zu sehen.
Die Festungswerke bestanden aus einer Hauptfestung und den Vorwerken. In der Hauptfestung war neben den Kasernen (Soldatenunterkünfte) auch eine Kapelle. Zu den Vorwerken gehörten der Kavalier, auf dem eine Kanone stand, das Pulvermagazin, die Teufelsküche und die Wasserstube, von der man das Wasser der Isar in den Graben leiten konnte. Die 6 m hohen Mauern mit ihren Schießscharten, die zum Teil schon zerfallenen und überwucherten Vorwerke, die großen Gewölbe (Unterstände für Soldaten und Pferde), der Wassergraben, die Wälle und dergleichen lassen heute noch die Mächtigkeit dieser Festung erkennen. Ein Holzschnitzwerk in Oberammergau, ein Gemälde mit den Ereignissen aus dem Jahr 1805 im Mittenwalder Rathaus und ein Kupferstich im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck bieten zeitgenössische Darstellungen der Porta Claudia.
Anfahrt
Mit dem Auto:
NORDEN: München – Garmisch-Patenkirchen – Mittenwald - Scharnitz
OSTEN: Salzburg – Innsbruck - Ausfahrt Zirl über Zirler Berg (Fahrverbot: bergwärts PKW / Kombinationskraftwagen bzw. Lastkraftfahrzeuge mit Anhänger - Ausweichstrecke: Telfs Ost)
SÜDEN: Brenner (Brennerautobahn A13) – Innsbruck – Ausfahrt Zirl über Zirler Berg (Fahrverbot: bergwärts PKW / Kombinationskraftwagen bzw. Lastkraftfahrzeuge mit Anhänger - Ausweichstrecke: Telfs Ost)
WESTEN: Kempten - Füssen - Reutte - Fernpaß - Imst – Ausfahrt Telfs Ost – Seefeld - Scharnitz
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln:
Aus Richtung München bzw. Innsbruck kommend bis Bahnhof Scharnitz, zu Fuß ca. 10 min.