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Beschreibung
Das historische Ulmer Rathaus befindet sich nahe am Münster und ist schon von Weitem durch seine auffälligen Außenmalereien aus der Zeit der Frührenaissance zu erkennen. Neben diesen zählen der gotische Ratsaal sowie die astronomische Uhr aus dem 16. Jahrhundert zu den wichtigsten Merkmalen des Bauwerks. Im Treppenhaus befindet sich zudem der Nachbau eines Fluggerätes von Albrecht Ludwig Berblinger, der als „Schneider von Ulm“ in die Geschichte einging. Obwohl er hauptberuflich als Schneidermeister tätig war, galt sein eigentliches Interesse zeit seines Lebens der Mechanik.
Die astronomische Uhr
Die berühmte astronomische Uhr, die am Ulmer Rathaus angebracht ist, ist mit fünf beweglichen Elementen die komplexeste Konstruktion ihrer Art in ganz Süddeutschland. Bei der Betrachtung fragt man sich als Laie zunächst, wofür diese ganzen Zeiger gut sind. Denn mit einer normalen Uhr hat die astronomische Uhr in Ulm lediglich den Stundenzeiger gemein, der als ausgestreckte Hand auf die jeweilige Stunde deutet.
Stellt man sich die Uhr als Planet Erde vor, so wird deutlich, dass sich Sonne, Mond und Sterne im Uhrzeigersinn drum herum bewegen. Die Uhr bildet also die bis ins beginnende 16. Jahrhundert vorherrschende Vorstellung ab, dass die Sonne um die Erde kreise. Der Zeiger mit der goldenen Sonne zeigt immer den tatsächlichen aktuellen Standort der Sonne an: Mittags steht er ganz oben, um Mitternacht ganz unten.
Am beweglichen Tierkreisring mit vergoldeten Sternbildern lässt sich der Lauf der Sterne ablesen. Pro Tag dreht sich der Tierkreisring um vier Minuten schneller als der Sonnenzeiger. Dieser fällt dadurch im Verlauf eines Monats auf das nächste Sternzeichen zurück und zeigt damit immer das aktuelle Sternbild an.
Der Mondzeiger benötigt für einen vollständigen Umlauf 50 Minuten länger als der Sonnenzeiger. Das liegt daran, dass der Zeiger die Wanderung des Mondes um die Erde anzeigt. Diese dauert von Vollmond zu Vollmond jeweils 29 Tage, zwölf Stunden, 44 Minuten sowie 2,9 Sekunden. Im Gesamtbild betrachtet spiegelt der Mondzeiger den Stand des Mondes relativ zur Sonne sowie zum Tierkreis wider. Er stellt jedoch, im Gegensatz zum Sonnenzeiger, nicht den aktuellen Standort des Mondes am Firmament dar. Dafür lässt sich aber die momentane Mondphase nachvollziehen: Die am Zeiger angebrachte Mondkugel ist beweglich und hat eine schwarze und eine goldene Hälfte. Bei der Drehung von Schwarz nach Gold innerhalb von 14 Tagen sowie umgekehrt symbolisiert die Kugel die Phasen des zu- und abnehmenden Mondes.
Der Kalenderring ist in Monate eingeteilt und hat für jeden Tag des Jahres einen Strich. Er ist durch zwei sich kreuzende Stangen gekoppelt an den Tierkreisring und bewegt sich mit diesem mit. An den Tagen der Sommer- und Wintersonnwende kreuzen die Speichen des Tierkreises den Kalenderring. So lassen sich also auch die Jahreszeiten auf der Uhr ablesen.
Entstehung und Geschichte
Der älteste Teil des Rathauses ist der südöstliche Hauptbau. Dieser entstand im Jahr 1370 als „neues Kaufhaus“ und wurde 1419 erstmalig als Rathaus bezeichnet. Der gotische Ratsaal erhielt im Verlauf den 15. Jahrhunderts an der Südseite gerahmte Fenster mit sechs Kurfürstenfiguren sowie Doppelfenster an der Ostseite.
Die astronomische Uhr wurde um das Jahr 1520 am Rathaus angebracht. Dabei wurden auch die Fassadenmalereien auf den Altbau ausgedehnt. Sie zeigen lehrhafte Abbildungen diverser Tugenden, Gebote und Laster. Die heute noch sichtbaren Malereien stammen aus dem Jahr 1900 – in diesem Jahr wurde die von der Witterung teilweise zerstörte Bemalung restauriert oder neu erstellt.
Im Jahr 1944 wurde das Innere des Ulmer Rathauses bei einem Brand weitestgehend zerstört. Das ganze Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss im Südflügel wurden dabei nicht beschädigt.
Anfahrt
Zu Fuß:
Da sich das Ulmer Rathaus direkt am Marktplatz befindet, erreicht man es am einfachsten zu Fuß. Wer am Hauptbahnhof parkt oder dort mit dem Zug ankommt, ist in 15 Minuten am Rathaus.